… Als am 08. Mai 1945 der unglückselige 2. Weltkrieg zu Ende war, kamen schon nach wenigen Wochen die ersten ehemaligen Soldaten aus der Gefangenschaft zurück. Sie waren mit die Männer der ersten Stunde und verschrieben sich tatkräftig dem Neubeginn und Neuaufbau des völlig daniederliegenden Heimatlandes. Trotz jahrelanger Entbehrungen, Krankheiten, Verwundungen und Leiden waren sie voller Energie und Zuversicht. Sie wollten etwas neues beginnen.
Ehemalige Sportler wie zum Beispiel Oskar Bechtel und Wilhelm Gantner erinnerten sich ihrer früheren sportlichen Aktivitäten und begeisterten ihr Mitbürger für das Fußballspielen. Ein vom Schuster geflickter Fußball wurde organisiert und ein geeignetes Stück Rasen zum Üben wurde auch gefunden. Schon Ende Juli 1945 konnte dann auf dem alten Sportplatz bei der Pumpenstation gegen unsere Nachbarn aus Kirchhausen das erste freundschaftliche Treffen stattfinden. Man spielte bei sehr schlechten Platzverhältnissen und sogleich wurde auch ein Termin für ein Rückspiel vereinbart.
In diesen schwierigen Zeiten waren noch die Vorschriften unserer amerikanischen Besatzer zu beachten und einige Male mussten sich unsere Aktiven den Kontrollen der Militärpolizei entziehen, um nicht beim Überschreiten der Sperrstunde erwischt zu werden.
Der damals in Massenbachhausen tätige Oberlehrer Kleiner tätigte den anfallenden Schriftverkehr mit dem ‚HEADQUARTERS OFFICE OF MILITARY GOVERNMENT HEILBRONN‘, der in englischer Sprache geführt werden musste.
So konnten die Sportfreunde Oskar Bechtel, Alois Wittmann und Wilhelm Gantner mit dieser Unterstützung eine Gründungsversammlung einberufen. Diese wurde am November 1945 in der Schule abgehalten und brachte folgende Ergebnisse: Den Vereinsvorsitz übernahm Oskar Bechtel; weiter wurden Berthold Goldfuß zum Schriftführer, Alois Wittmann zum Kassier und Wilhelm Gantner zum Sportwart gewählt.
Nun musste der junge Verein organisiert werden. Neue Mitglieder wurden gewonnen, Fußbälle und Fußballstiefel beschafft. Der alte Sportplatz war nicht mehr bespielbar, ein geeignetes Gelände musste gefunden werden. Im Wiesental an der Massenbacher Straße stellten einige Landwirte auf Pachtbasis ca. 40Ar Wiesen zur Verfügung, man konnte weiter planen.
Am 9. Februar 1946 wurde dann die erste Hauptversammlung einberufen, wobei die Vorstandschaft offiziell und demokratisch neu gewählt wurde. 1. Vorsitzender wurde Wilhelm Schwarz; ihm standen Alfred Unser als Schriftführer, Alois Wittmann als Kassier, Wilhelm Gantner als Sportwart und Hugo Fischer als Jugendwart zur Seite. Spielführer der 1. Mannschaft wurde Alfred Schwarz.
Von nun an konnte endlich ein geregelter Spielbetrieb aufgenommen werden, der sich vorerst aber nur auf Freundschaftsspiele beschränkte. Probleme gab es mit der Beschaffung der Sportbekleidung. Jeder Aktive musste sich seinen Sportdress und die Kickstiefel selbst besorgen. Der Verein sorgte lediglich für den Ball, dessen Beschaffung und Instandhaltung ein besonderes Problem war, da es zu dieser Zeit fast noch nichts zu kaufen gab.
Und trotzdem erinnere ich mich an schöne und interessante Spiele gegen Nachbarorte, die damals auch schon Fußballmannschaften aufgebaut hatten. Wir hatten in den Jahren 1946 bis 1948 eine gute und spielstarke Mannschaft, die oft zweistellige Ergebnisse erzielte. Besonders gut erinnere ich mich dabei an den agilen und wendigen Linksaußen Willi Seiler, der es in manchen Spielen gleich auf bis zu 6 Tore brachte. Leider haben wir aus dieser Zeit keine Mannschaftsfotos; es gab keine Fotoapparate und keine Möglichkeiten, Filme zu entwickeln.
In dieser schweren Anfangszeit war trotz schlechter wirtschaftlicher Verhältnisse, trotz Armut und Not, immer eine große Bereitschaft in der Bevölkerung vorhanden, den jungen Verein zu unterstützen. So fuhren wir oft mit Pferdefuhrwerken oder mit bis auf den letzten Platz gefüllten LKW-Anhängern mit Eugen Heinzmann und Franz Müller zu den Auswärtsspielen. Mit der Währungsreform im Juni 1948 zerrann das ohnehin geringe Vereinsvermögen und auch sportlich ging es für kurze Zeit abwärts. Ende des Jahres wurde dann aber mit der neuen D-Mark eine ordentliche und auf gesunder finanzieller Basis fundierende Vereinsarbeit möglich. Regelmäßige sportliche Aktivitäten kamen in Gang, es ging wieder aufwärts.
Wilhelm Gantner übernahm das Ruder des Vereinsschiffes und der schon fast legendäre und in sportlichen Dingen unermüdliche Eugen Frank wurde Sportleiter. Mit Fritz Glückübernahm ein echter Könner die Trainingsleitung, womit auch ein sportlicher Aufschwung in Gang kam. Der 2. Vorsitzende Wilhelm Schwarz bemühte sich um die Schaffung eines neuen Spielfeldes, für das schon Anfang 1949 die ersten Vorarbeiten eingeleitet wurden. im Rahmen eines von der gesamten Gemeinde getragenen Sportfestes konnte dann zu Pfingsten 1950 der Platz eingeweiht werden; einer der ersten echten Höhepunkte in der noch jungen Vereinsgeschichte.Der Chronist war damals 1. Vorsitzender und erläuterte in seiner Festrede, mit wie viel Mühen es verbunden war, aus einem versumpften und mit Gerümpel übersäten Wiesenstück einen schönen Sportplatz zu machen. Wir mussten dafür Dank vieler geleisteter, freiwilliger, Arbeitsstunden unserer Mitglieder keine Schulden machen. Kredite gab es damals keine, alles musste mit eigener Kraft und eisernem Willen allein bewerkstelligt werden. Unterstützung bekamen wir im Rahmen der Möglichkeiten lediglich von der Gemeinde, wofür wir noch heute dankbar sind.
Die Jahre gingen ins Land, Sportlerkarrieren wurden begonnen und beendet. Einige ehemalige Aktive übernahmen Führungspositionen im Verein, so auch der Chronist. Er übernahm vom damaligen Kassier Alfred Reuter die Kassenverwaltung und übte dieses Amt über 40 Jahre bis 1995 aus. Die Entwicklung des Vereins in dieser Zeit ist den meisten Mitgliedern bekannt. Sie wurde auch in 2 Festschriften anlässlich der 25- und 40 jährigen Jubiläen beschrieben. In dieser Zeit ist unser Verein gewachsen. Neue Männer brachten neue Impulse, welche immer wieder zu großartigen Höhepunkten und Erfolgen führten.
Auch in finanzieller Hinsicht ist der SVM gesund geblieben, was weiterhin eine unabdingbare Voraussetzung für sein weiteres Gedeihen und Bestehen sein möge.
Dieses Gedeihen und eine erfolgreiche Arbeit mit Schwung und Idealismus wünsche ich von Herzen für die Zukunft unseres Sportvereins Massenbachhausen.
Erinnerungen von Benno Gärtner anlässlich der 50-Jahr-Feier 1995.
Benno Gärtner war ein Mitglied der ersten Stunde, Vorstand und langjähriger Kassier.
Er verstarb 2002 im Alter von 76 Jahren –
wir werden ihn in ehrendem Andenken behalten.